Schwerelos

Was weiß ich, wer der war; – wo habe ich ihn bloß getroffen?
Na, ein Professor war er, oder Doktor, oder beides. Gesehen habe ich ihn erstmals, so glaube ich mich zu erinnern, in dem Espresso, in dem ich gelegentlich verkehre.
Beurteilen kann ich das heute nicht mehr: war dieser Professor nur erschüttert, fertig mit den Nerven, – oder lediglich betrunken.
Er weinte.
Aber, wie viele gibt es, die an der Bar weinen.
Die Männer weinen, weil sie von ihren Frauen missverstanden werden; die Frauen weinen, weil sie von den Männern missverstanden werden.
»Hüte Dich, mein Freund, einer enttäuschten Frau allzuviel Gehör zu schenken«, so sprach der Professor. »Wie leicht kann es passieren, dass Du Dich Hals über Kopf hoffnungslos verliebst. Wohl wissend, dass es . . . «
Ach Gott, das weiß ich ja. Hoffnungslos? Wir werden sehen!

Zwei Flaschen Bier zahlte ich ihm noch, da wurde der Professor konkret: »Was glauben Sie, was ich leide! Ich hatte eine Formel, die imstande war, die Schwerkraft aufzuheben. Zugegeben, noch nicht ausgereift. Aber meine Assistentin stahl mir diese Formel, und versuchte, sie unter ihrem Namen gewinnbringend zu verkaufen.
Diese Formel war noch nicht ausgereift. Sagte ich das schon?
Tonnen von Rucksäcken, Koffern, Taschen, Säcken trug sie auf einem Finger balanzierend an einer staunenden Menge vorbei . . .
Dann erblickte sie mich; – der ich abseits der johlenden Menge stand.
Meine flehenden Hände, meinen Schrei: ›Wirf ab die Un-Last!‹, wollte oder konnte sie nicht hören.
Eine Stunde, nur eine Stunde, währt doch die Wirkung meiner Erfindung.
Dann schlägt all das Gewicht, das Du prahlerisch und spielerisch jongliertest, mit doppelter Wucht über Dir zusammen.
Haaalt, haaalt, Du Närrin! – Zu spät! – Es war doch noch nicht ausgereift! Noch nicht ausge . . .

Wissen Sie, lieber Trunkgenosse, im Asphalt des Gehsteiges blieb eingeschmolzen ein gähnend Loch, umzackt von umhilfegreifenden Händen. Wie tief mag meine Assistentin eingeschlagen sein?
Ich weiß es nicht! –
Bitte, führen Sie mich nach Hause!«